Große Veränderungen 2012

 Die Künstler haben inzwischen die Kündigungen erhalten, bis Ende 2012 sollen alle hinaus.

Beinahe täglich sind Vermesser auf dem Hof und messen, was das Maßband hergibt. Die Stadt mißt, Architekturbüro A mißt, Architektur B mißt, wo ist der Revisionsschacht A, wo ist der Revisionsschacht B, steht die Eiche noch, wo ist die Esche ... und dergleichen mehr.

Die im Verein gebliebenen Künstler versuchen eine Revolution mit Hilfe einer Klage gegen die Stadt, aber es steht zu befürchten, dass das nicht helfen wird.

Schade ist, dass es den Künstlern verwehrt wird, nach Umbau wieder im Hof leben und arbeiten zu können.

Wir werden uns in Zukunft auf ein Leben auf einer Baustelle einrichten müssen. Mit einer normalen Bauerei wird es nicht gehen, ich sage nur "Bergbau"!

Schade ist auch, dass durch das Management der Stadt das Atelier Daniel - Anbau am Fachwerkhaus - so langsam aber sicher dem Verfall preisgegeben ist. Da es seit letztem August (2011) nicht mehr gepflegt wird, verkommt es immer mehr. So kann man natürlich auch "sanieren".

 

Zwei Wohnungen werden nunmehr vom Kulturamt der Stadt Gelsenkirchen verwaltet und auf Zeit "vermietet". Die temporären "Mitbewohner" kommen und gehen, kaum einer kennt sie, es besteht keinerlei Interesse an einer irgendwie gearteten Kommunikation. Schade!

Den gekündigten Mietern werden zwar Wohnungen und auch "Ateliers" angeboten, ohne sich auch nur im Mindesten dafür zu interessieren, welcher Art sie sein müssten. Ein Künstler, der mit Holzbearbeitungsmaschinen tätig ist, kann kaum im Hinterhof eines geschlossenen Wohnungsviertels arbeiten, ganz zu schweigen von der Kommunikation nach außen.

 

Und die Kernfrage ist: Was geschieht mit Künstlern, die alt geworden sind? Auch heute gibt es Maler, Bildhauer u. a., die nicht mit 65 in Rente gehen, einfach, weil sie als Künstler oft nicht in der Lage waren, in eine Rentenversicherung einzutreten. Oder nur wenig für ihre Altersvorsorge tun konnten. Ein Künstler arbeitet immer, ob jung oder alt. Die Kunst ist seine Profession. Kunst ist Berufung. Und es ist ein großes Glück, wenn es Menschen gibt, die dieses erkennen.  Es sind aber auf jeden Fall nicht die, die Künstlern die Grundlagen ihrer Lebensführung im Alter einfach entziehen.

Alte und junge Künstler sollten zusammen kommen und von einander profitieren. Was nutzt es dem einzelnen, wenn er quasi nur auf Zeit in einem Atelier arbeitet? Wie sollen sich dann die Künstler nach außen zeigen? Wird das Kulturamt der Stadt Gelsenkirchen dann dafür sorgen, dass genügend PR gemacht wird? Denn ein Zusammenleben und -organisieren wird es dann nicht mehr geben. Und einmal in der Woche oder Monat, Quartal, Jahr öffnen? Für vielleicht 3-5 Stunden? Wo sollen die Interessenten sich informieren? Sie kommen in Scharen, nur weil auf dem Stadtplan steht: Kreativzentrum Halfmannshof?

 

Was für ein kulturelles Pfund verschenkt die Stadt, nur damit einige wenige sich eines schönen Wohnens in exclusiver Lage erfreuen können. Soviele Möglichkeiten bieten sich an in der Künstlersiedlung mit einer Ausstellungshalle, die es eben in Gelsenkirchen so nicht gibt, mit einer Grünfläche, die gerade dazu auffordert, Kunst  "wachsen" zu sehen!

 

Das Konzept von Dietmar und Regina Klein 2010

  • Was spricht dagegen, die Anlage fachgerecht zu sanieren, die Wohnungen und Ateliers so umzugestalten, dass vielleicht einige Künstler mehr hier wohnen und arbeiten können. Ein zweites Wohnhaus wäre nicht verkehrt. Die vorhandenen Ateliers sollten kritisch betrachtet werden, und man müßte sich Gedanken machen, welcher Art von Künstlern hier die Möglichkeiten gegeben werden sollten. U.E muß die Vielfalt von künstlerischer Arbeit erhalten bleiben, also nicht nur Grafiker und Designer, sondern auch Bildhauer aller Art, Maler, Keramiker, Textilkünstler, freie Künstler, aber auch Musiker und Literaten könnten hier arbeiten. Große und kleine Ateliers sollten da sein, was der Fall wäre, wenn man z.B. die Ausstellungshalle aufstocken würde. So könnten mindestens 4 - 5 kleinere Ateliers geschaffen werden.
  • Der kleine Anbau am Fachwerkhaus würde ein ziemlich lächerliches Bild abgeben für eine "Ausstellungshalle", aber man könnte dort ein Künstlercafé oder einen allgemeinen Treffpunkt einrichten.
  • Wenn es unumgänglich ist, die Schmiede zu erhalten, könnte dort aber ein Atelier für einen Künstler eingerichtet werden, der eine großes Atelier braucht - welche Möglichkeiten böten sich hier für einen Bildhauer (Stein oder Holz)!
  • Es sollten auch nicht nur die "Domicil-Künstler" ausstellen, sondern es könnten zum Beispiel Künstler aus den Partnerstädten zu Ausstellungen eingeladen werden. Das Symposium 2006 hat gezeigt, wie es zu machen ist! Ebenso könnten Künstler aus Gelsenkirchen das Angebot einer Ausstellung bekommen.
  • Im Giebelhaus könnten temporäre Künstler wohnen und arbeiten. Die ehemalige Daniel-Wohnung könnte ebenso genutzt werden.
  • Durch den Bau eines zweiten Wohnhauses mit 5 Wohnungen könnten insgesamt 13 +/-  Künstler hier wohnen und arbeiten.

 Wie auch in der Vergangenheit wird es eine Fluktuation geben, es wird immer wieder Künstler geben, die sich weiter verändern wollen und die neue Anregungen in anderen Städten oder Ländern suchen.

 

Natürlich bedeutet das alles eine besondere Herausforderung für die Stadt, denn solch ein künstlerisches Zentrum braucht  eine gewisse Organisation. Bisher hatte der Verein Künstlersiedlung Halfmannshof e.V. diese Organisation - Aussuchen von Bewerbern für freie Ateliers und Wohnungen, Konzepte und Durchführungen von Ausstellungen, Musikveranstaltungen, Tage der offenen Tür,  Kunstmarkt - inne.

Ich kann nicht glauben, dass es zu einer irgendwie gearteten "Gemeinschaft", zu einem lebendigen Austausch zwischen den zukünftigen Künstlern kommen wird, wenn diese von der Stadt ausgewählt werden. Nach welchen Kriterien würde eigentlich gehandelt werden?

Einige Beispiele haben uns schon gezeigt, wie es werden wird: Eine bereits leerstehende Wohnung wird öfter von "irgendwelchen Leuten" bewohnt. Durch Gerüchte erfahren wir, dass es Künstler, im Moment hauptsächlich vom Consol-Theater, sind. Leider haben diese Temporären kein Interesse daran, in welcher Umgebung sie wohnen. Erwartet man von uns, dass wir dann ständig auf die "Fremden" zugehen und fragen, wer sie sind und welche Profession sie haben? Das sähe doch sehr befremdlich aus. Das ist jedenfalls keine gesunde Kommunikation.