Die Anfangsjahre
Der Bauernhof wird Künstlersiedlung
Am 3. Oktober 1930 wird in einem Schreiben an die Landeshauptstadt der Provinz Westfalen, Münster, um 'tatkräftige Unterstützung' für die Verlagerung aus Gründen der Umweltbelästigung der Keramischen Werkstätten Margarethenhöhe (Essen) gebeten. Die Idee einer Künstlersiedlung war geboren. Schon 1929 hatte diese Firma einen Kostenvoranschlag von 24.500 RM eingereicht. Auch die Polizeiverwaltung war an den Gebäuden des Halfmannshofes interessiert, man wollte dort Obdachlose unterbringen. Erst im September 1930 entschied die Beigeordneten-Konferenz über die Verlegung der Keramischen Werkstätten Margarethenhöhe von Essen nach Gelsenkirchen. Die Scheunen des Bauernhofes sollten die Werkstätten aufnehmen, gleichzeitig sollten im Herrenhaus Wohnungen eingerichtet werden. Die Baumaßnahmen sollten teilweise von "Wohlfahrtsempfängern" geleistet werden.
Am 18. 12. 1931 wurde der Beschluß gefasst:
- Die vorgeschlagene Umgestaltung des Hofgebäudes auf dem städtischen Grundstück Halfmannshof kann durchgeführt werden. Die Ausführung, mit der sofort begonnen werden soll, übernimmt die Stadtgartenverwaltung. Wohlfahrtserwerblose sollen beschäftigt werden."
Ende 1931 wird mit dem Ausbau der Remise und der Scheune zu Wohnräumen und Ateliers, sowie mit dem Ausbau des Dachgeschosses des Herrenhauses begonnen.
(Quelle: Stadtarchiv Gelsenkirchen, Katalog 50 Jahre Halfmannshof 1981)
Mentor Dr. Wendenburg, Sozialdezernent, Freund des Malers Josef Arens:
...Man nehme notbedingte Erfindungskraft, künstlerische Gestaltungsfreude, Optimismus in schwerster Zeit, behinderte Arbeitslust, entfesselte Hände und günstige Gelegenheit bei der richtigen Temperatur geeigneter Temperamente!
Mehrere leerstehende Bauernhöfe damals zur Auswahl, der beste wurde genommen: angelehnt an den schönen Waldpark, das Blickfeld in eine heimatlich reizvolle, hügelige Industrielandschaft.
5 Tage Beratung und Vorbereitung, 5 Wochen Arbeit.
Schon waren mehrere Künstler eingenistet, und aus dem Nest kam neues Leben zu einem harmonischen Ganzen."
Die ersten Künstler waren 1931: Josef Arens, Hubert Nietsch, Otto Prinz, Ludwig Schwickert, Ferdi Mindt (-1934 ),
1932 Berta Obertüschen (spätere Ehefrau von Arens), Lisbeth Pieper, Elli Lindner (beide bis 1934),
Wilhelm Spürkel (1935 + 1936),
1936 Heinz Klein (+1975), Wilhelm Nengelken(- 1969),
1937 Carl-Bernhard Schmitz- Hohenschutz (- 1965), Sohn Karl (+ 1975)
1938 Wilhelm Schröder (-1962)
1939 Erich-Friedemann Werner (-1968)
1938 wurde ein Fachwerk-Bauernhaus im Zuge des Baues der Autobahn 2 dort abgerissen und im Halfmannshof wieder aufgebaut.
Auch der Halfmannsweg entwickelte sich. Vom Rheinelbe-Park, damals noch verschlossen - er gehörte zur Zeche Rheinelbe - bis zum (späteren) Hövelmannsweg entstanden
die Häuser von L. Schwickert, Otto Prinz, Haar, Koch, Kaiser u. a., kenntlich zum Teil noch heute an Gestaltungsmerkmalen der Künstler Friedemann Werner (schmiedeeiserne Gitter) und Nietsch.
Schwickert baute auch noch ein Atelierhaus auf seinem Grundstück. Es enstand eine Nachbarschaft, die sehr Persönlichkeitsbezogen war. Auch nach dem Krieg wurden die Bewohner der später gebauten
Häuser an der Filchnerstraße integriert. Geburtstage im Hof und an der Straße wurden zum Teil ausgiebigst gefeiert.